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von Bob Dylan

“Blo­win’ in the wind”, “All along the watch­tower”, “Kno­ckin’ on heaven’s door” – sei­ne Songs besit­zen eine poe­ti­sche Kraft, für die er 2016 mit dem Nobel­preis für Lite­ra­tur geehrt wur­de. Nun legt Bob Dylan ein Buch vor, in dem er nicht auf sein eige­nes Werk zurück­blickt, son­dern auf mehr als 60 Songs, die ihn beein­druckt und geprägt haben. Es bie­tet ein­zig­ar­ti­ge Ein­sich­ten in das Wesen der popu­lä­ren Musik, die uns von Litt­le Richard zu Frank Sina­tra, von Elvis Pres­ley zu The Clash, von Nina Simo­ne zu Elvis Cos­tel­lo führen.

Nahe­lie­gen­de Rei­me kön­nen leicht zu einer Fal­le wer­den, eine Sil­be zu viel kann einen guten Song um sei­ne Wir­kung brin­gen, und Blue­grass hat mehr mit Hea­vy Metal gemein­sam, als es auf den ers­ten Blick scheint. 

Es ist Bob Dylan per­sön­lich, der hier die Phi­lo­so­phie des moder­nen Songs dar­legt und dafür Wer­ke wie “Long Tall Sal­ly”, “Stran­gers in the night” oder “Lon­don cal­ling” unter die Lupe nimmt. Mys­te­ri­ös und magisch, prä­zi­se und pro­fund, oft auch sehr wit­zig legt der Meis­ter die Sub­stanz jedes Songs frei und medi­tiert dabei in unnach­ahm­lich dylan­es­ker Dik­ti­on über das mensch­li­che Leben und den frag­wür­di­gen Zustand unse­rer Welt. 

So wie sei­ne bes­ten Songs ist die­ser höchst sub­jek­ti­ve Kanon, an dem er seit 2010 gear­bei­tet hat, schon jetzt selbst ein kano­ni­sches Werk – und ein unge­heu­res Lese­ver­gnü­gen für jeden, der sich schon ein­mal eine Schall­plat­te gekauft hat. 

Die Phi­lo­so­phie des moder­nen Songs, Bob Dylan, Novem­ber 2022, C.H.Beck, ISBN:978–3406792847, anse­hen & bestel­len, buecher.de

Eine Lese­emp­feh­lung von Elke Hei­den­reich im Sonn­tag-Vor­mit­tags-Radio im WDR

An den Weihnachtsmann

Hein­rich Sei­del, gebo­ren 1842, gestor­ben 1906

Ich wün­sche mir ein Schaukelpferd,
’ne Fes­tung und Soldaten
Und ein Rüs­tung und ein Schwert,
Wie sie die Rit­ter hatten.

Drei Mär­chen­bü­cher wünsch’ ich mir
Und Far­be auch zum Malen
Und Bil­der­bo­gen und Papier
Und Gold- und Silberschalen.

Ein Domi­no, ein Lottospiel,
Ein Kasperletheater,
Auch einen neu­en Pinselstiel
Ver­giß nicht, lie­ber Vater!

Ein Zelt und sechs Kano­nen dann
Und einen neu­en Wagen
Und ein Geschirr mit Schel­len dran,
Bei’m Pfer­de­spiel zu tragen.

Ein Per­spek­tiv, ein Mikroskop
’ne magi­sche Laterne,
Ein Brenn­glas, ein Kaleidoskop,
Dies alles hätt’ ich gerne.

Mir fehlt – ihr wißt es sicherlich -
Gar sehr ein neu­er Schlitten,
Und auch um Schlitt­schuh’ möch­te ich
Noch ganzh beson­ders bitten.

Um wei­ße Tie­re auch von Holz
Und far­bi­ge von Pappe,
Um einen Helm mit Federn stolz
Und eine Flechtmappe.

Auch einen gro­ßen Tannenbaum,
Dran hun­dert Lich­ter glänzen,
Mit Mar­zi­pan und Zuckerschaum
Und Schokoladenkränzen.

Doch dünkt dies alles euch zu viel,
Und wollt ihr dar­aus wählen,
So könn­te wohl der Pinselstiel
Und auch die Map­pe fehlen.

Als Häns­chen so gespro­chen hat,
Sieht man die Eltern lachen:
»Was willst Du, klei­ner Nimmersatt,
Mit all den vie­len Sachen?

Wer so wünscht« — der Vater spricht’s -
»Bekommt auch nicht ein Achtel -
Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
In einer Dreierschachtel.«

Schneemänner

Knecht Ruprecht

Theo­dor Storm, gebo­ren 1817, gestor­ben 1888

Von drauß, vom Wal­de komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weih­nach­tet sehr!
All­über­all auf den Tannenspitzen 
Sah ich gol­de­ne Licht­lein blitzen, 
Und dro­ben aus dem Himmelstor 
Sah mit gro­ßen Augen das Christ­kind hervor,
Und wie ich so strolcht durch den fins­te­ren Tann,
Da rief’s mich mit hel­ler Stim­me an:

»Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
Hebe die Bei­ne und spu­te dich schnell!
Die Ker­zen fan­gen zu bren­nen an,
Das Him­mels­tor ist aufgetan,
Alt und Jun­ge sol­len nun
Von der Jagd des Lebens ein­mal ruhn;
Und mor­gen flieg’ ich hin­ab zur Erden,
Denn es soll wie­der Weih­nach­ten werden!«
Ich sprach: »O lie­ber Her­re Christ,
Mei­ne Rei­se bald zu Ende ist;
Ich soll nur noch in die­se Stadt,
Wo’s eitel gute Kin­der hat.«

»Hast denn das Säck­lein auch bei dir?«
Ich sprach: »Das Säck­lein, das ist hier;
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
Essen from­me Kin­der gerne.«

»Hast denn die Rute auch bei dir?«
Ich sprach: »Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kin­der nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten.«
Christ­kind­lein sprach: »So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treu­er Knecht!«
Von drauß, vom Wal­de komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weih­nach­tet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hier­in­nen find!
Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

Schneemänner

Weihnachslied

Theo­dor Storm, gebo­ren 1817, gestor­ben 1888

Vom Him­mel in die tiefs­ten Klüfte
ein mil­der Stern herniederlacht;
vom Tan­nen­wal­de stei­gen Düfte
und hau­chen durch die Winterlüfte,
und ker­zen­hel­le wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die lie­be Weihnachtszeit!
Ich höre fern­her Kirchenglocken
mich lieb­lich hei­mat­lich verlocken
in mär­chen­stil­le Herrlichkeit.

Ein from­mer Zau­ber hält mich wieder,
anbe­tend stau­nend muß ich stehen;
es sinkt auf mei­ne Augenlieder
ein gold­ner Kin­der­traum hernieder,
ich fühl’s, ein ein Wun­der ist geschehen.

Schneemänner

Weihnachslied

Johan­nes Dani­el Falk, gebo­ren 1768, gestor­ben 1826

Das Lied schrieb Falk zur Weih­nacht 1816 für die Wai­sen­kin­der des von ihm gegrün­de­ten Ret­tungs­hau­ses für kriegs­ver­wais­te Kinder. 

Spä­ter erwei­ter­te Hein­rich Holz­schu­her das Lied, wel­ches wohl die nun vor­lie­gen­de Ver­si­on dar­stellt mehr lesen.

O du fröh­li­che, o du selige,
Gna­den­brin­gen­de Weihnachtszeit!
Welt ging verloren,
Christ ist geboren:
Freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröh­li­che, o du selige,
Gna­den­brin­gen­de Weihnachtszeit!

Christ ist erschienen,
um uns zu versöhnen,
Freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröh­li­che, o du selige,
Gna­den­brin­gen­de Weihnachtszeit!
Himm­li­sche Heere,
jauch­zen dir Ehre:
Freue, freue dich, o Christenheit!

Schneemänner

Stille Nacht — Heilige Nacht

Joseph Mohr, gebo­ren 1792, gestor­ben 1848

Melo­die Franz Gru­ber, gebo­ren 1787, gestor­ben 1863

Stil­le Nacht! Hei­li­ge Nacht!
Alles schläft; ein­sam wacht
Nur das trau­te hoch­hei­li­ge Paar.
Hol­der Kna­be im locki­gen Haar,
Schlaf’ in himm­li­scher Ruh’!
Schlaf’ in himm­li­scher Ruh’!

Stil­le Nacht! Hei­li­ge Nacht!
Got­tes Sohn! O wie lacht
Lieb’ aus dei­nem gött­li­chen Mund,
Da uns schlägt die ret­ten­de Stund,
Christ in dei­ner Geburt!
Christ in dei­ner Geburt!

Stil­le Nacht! Hei­li­ge Nacht!
Hir­ten erst kundgemacht
Durch der Engel Halleluja.
Tönt es laut von Fern’ und Nah’:
Christ, der Ret­ter ist da!
Christ, der Ret­ter ist da!

Schneemänner

…das wahr­schein­lich berühm­tes­te Weih­nachts­lied auf Erden!

In dulci jubilo

Die Melo­die stammt aus dem 14. Jahr­hun­dert und das Beson­de­re sind die latei­ni­schen Textbestandteile

In dul­ci jubi­lo, nun sin­get und seid froh!
Uns­res Her­zens Won­ne leit in praesepio
Und leuch­tet als die Son­ne matris in gremio.
Alpha es et O, Alpha es et O.

O Jesu par­vu­le, nach dir ist mir so weh,
Tröst mir mein Gemü­te, O puer optime,
Durch alle dei­ne Güte, O prin­ceps gloriae.
Tra­he me post te! Tra­he me post te!

Ubi sunt gau­dia! Nir­gend mehr denn da,
Da die Engel sin­gen nova cantica
und die Schel­len klin­gen in regis curia.
Eia, wärn wir da! Eia, wärn wir da!

Schneemänner

Weihnachslied

Carl Rie­del, gebo­ren 1827, gestor­ben 1888

Kom­met, ihr Hir­ten, ihr Män­ner und Fraun,
kom­met, das lieb­li­che Kind­lein zu schaun,
Chris­tus der Herr, ist heu­te geboren
den Gott zum Hei­land, euch hat erkoren.
Fürch­tet Euch nicht.

Las­set uns sehen in Beth­le­hems Stall,
was uns ver­hei­ßen der himm­li­che Schall.
Was wir dort fin­den, las­set uns künden,
las­set uns prei­sen in from­men Weisen:
Alleluja

Wahr­lich, die Engel ver­kün­di­gen heu’
Beth­le­hems Hir­ten­volk gar gro­ße Freud’.
Nun soll es wer­den Frie­den auf Erden
den Men­schen allen ein Wohlgefallen:
Ehre sei Gott

Schneemänner

Aus Der Weihnachtsabend Das Weihnachslied

Chris­toph von Schmid, gebo­ren 1769, gestor­ben 1854

Vor dir, du hol­des Himmelskind,
Dem Got­tes Engel dienst­bar sind,
Fall’ ich anbe­tend nieder –
Und freue mit Marie mich,
Und prei­se mit den Engeln dich,
Und sin­ge Jubellieder!

Du, du bist aller Men­schen Heil,
Dich lie­ben – ist der bes­te Teil, 
Du Lie­be ohnegleichen!
Zwar spricht noch dei­ne Lip­pe nicht,
Doch sagt dein mil­des Angesicht
Dem Armen wie dem Reichen:

“O sei getrost in jeder Not,
Denn sieh, den liebs­ten Sohn hat Gott
Zum Hei­land dir gegeben!
Auf ihn ver­trau’ und fas­se Mut,
Was schlimm ist macht er wie­der gut;
Er liebt dich wie sein Leben.”

“Und kommt ein armes Kind in Not
Vor dei­ne Thür, sag’ nicht: Helf Gott!
Wollst sei­ner dich erbarmen!
Fühlst du für Got­tes Lie­be Dank,
Laß lieb­reich es bei Speis und Trank
An dei­nem Herd erwarmen.

Schneemänner

Weihnachslied

Chris­toph von Schmid, gebo­ren 1769, gestor­ben 1854,
die Melo­die hat Johann Abra­ham Peter Schulz, gebo­ren 1747, gestor­ben 1800, komponiert

Ihr Kin­der­lein kom­met, o kom­met doch all
zur Krip­pe her kom­met in Beth­le­hems Stall!
und seht was in die­ser hoch­hei­li­gen Nacht
der Vater im Him­mel für Freu­de uns macht.

O seht in der Krip­pe im nächt­li­chen Stall,
seht hier bei des Licht­leins hell­glän­zen­dem Strahl
in rein­li­chen Win­deln das himm­li­che Kind
viel schö­ner und hol­der als Engel es sind.

Da liegt es, das Kind­lein, auf Heu und auf Stroh;
Maria und Joseph betrach­ten es froh.
Die red­li­chen Hir­ten knien betend davor;
hoch oben schwebt jubelnd der Enge­lein Chor.

O beugt wie die Hir­ten anbe­tend die Knie,
erhe­bet die Händ­lein und dan­ket wie sie.
stimmt freu­dig, ihr Kid­ner — wer sollt sich nicht freun? -
stimmt freu­dig zum Jubel der Engel mit ein!

Was geben wir Kin­der, was schen­k­ne wir dir,
du bes­tes und liebs­tes der Kin­der, dafür?
Nichts willst du von Schät­zen und Reich­tum der Welt
ien Herz nur voll Demut allein dir gefällt.

So nimm uns­re Her­zen zum Opfer denn hin;
wir geben sie ger­ne mit fröh­li­chem Sinn;
und mache sie hei­lig und selig wie deins,
und mach sie auf ewig mit dei­nem in eins.

Schneemänner

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