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An den Weihnachtsmann

Hein­rich Sei­del, gebo­ren 1842, gestor­ben 1906

Ich wün­sche mir ein Schaukelpferd,
’ne Fes­tung und Soldaten
Und ein Rüs­tung und ein Schwert,
Wie sie die Rit­ter hatten.

Drei Mär­chen­bü­cher wünsch’ ich mir
Und Far­be auch zum Malen
Und Bil­der­bo­gen und Papier
Und Gold- und Silberschalen.

Ein Domi­no, ein Lottospiel,
Ein Kasperletheater,
Auch einen neu­en Pinselstiel
Ver­giß nicht, lie­ber Vater!

Ein Zelt und sechs Kano­nen dann
Und einen neu­en Wagen
Und ein Geschirr mit Schel­len dran,
Bei’m Pfer­de­spiel zu tragen.

Ein Per­spek­tiv, ein Mikroskop
’ne magi­sche Laterne,
Ein Brenn­glas, ein Kaleidoskop,
Dies alles hätt’ ich gerne.

Mir fehlt – ihr wißt es sicherlich -
Gar sehr ein neu­er Schlitten,
Und auch um Schlitt­schuh’ möch­te ich
Noch ganzh beson­ders bitten.

Um wei­ße Tie­re auch von Holz
Und far­bi­ge von Pappe,
Um einen Helm mit Federn stolz
Und eine Flechtmappe.

Auch einen gro­ßen Tannenbaum,
Dran hun­dert Lich­ter glänzen,
Mit Mar­zi­pan und Zuckerschaum
Und Schokoladenkränzen.

Doch dünkt dies alles euch zu viel,
Und wollt ihr dar­aus wählen,
So könn­te wohl der Pinselstiel
Und auch die Map­pe fehlen.

Als Häns­chen so gespro­chen hat,
Sieht man die Eltern lachen:
»Was willst Du, klei­ner Nimmersatt,
Mit all den vie­len Sachen?

Wer so wünscht« — der Vater spricht’s -
»Bekommt auch nicht ein Achtel -
Der kriegt ein ganz klein wenig Nichts
In einer Dreierschachtel.«

Schneemänner

Knecht Ruprecht

Theo­dor Storm, gebo­ren 1817, gestor­ben 1888

Von drauß, vom Wal­de komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weih­nach­tet sehr!
All­über­all auf den Tannenspitzen 
Sah ich gol­de­ne Licht­lein blitzen, 
Und dro­ben aus dem Himmelstor 
Sah mit gro­ßen Augen das Christ­kind hervor,
Und wie ich so strolcht durch den fins­te­ren Tann,
Da rief’s mich mit hel­ler Stim­me an:

»Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
Hebe die Bei­ne und spu­te dich schnell!
Die Ker­zen fan­gen zu bren­nen an,
Das Him­mels­tor ist aufgetan,
Alt und Jun­ge sol­len nun
Von der Jagd des Lebens ein­mal ruhn;
Und mor­gen flieg’ ich hin­ab zur Erden,
Denn es soll wie­der Weih­nach­ten werden!«
Ich sprach: »O lie­ber Her­re Christ,
Mei­ne Rei­se bald zu Ende ist;
Ich soll nur noch in die­se Stadt,
Wo’s eitel gute Kin­der hat.«

»Hast denn das Säck­lein auch bei dir?«
Ich sprach: »Das Säck­lein, das ist hier;
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
Essen from­me Kin­der gerne.«

»Hast denn die Rute auch bei dir?«
Ich sprach: »Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kin­der nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten.«
Christ­kind­lein sprach: »So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treu­er Knecht!«
Von drauß, vom Wal­de komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weih­nach­tet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hier­in­nen find!
Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

Schneemänner

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